Verständlichkeit

Sprachwechsel – das ungeliebte Kind

Neben der Anforderung zur Dokumentensprache geben die Standards zur Barrierefreiheit auch vor, wie bei Seiten mit Text in mehr als einer Sprache vorzugehen ist. Das Erfolgs­kriterium 3.1.2 „Sprache von Teilen“ (Konformitätsstufe AA) verlangt, dass die menschliche Sprache jedes Abschnitts oder jedes Satzes im Inhalt durch Software bestimmt werden kann. Ausnahmen sind Eigennamen, technische Fachbegriffe, Wörter einer unklaren Sprache und Wörter oder „Wendungen, die Teil des Jargons des direkt umliegenden Textes geworden sind“.

Sprache vererben oder wechseln

Eine Website ist hierarchisch aufgebaut, mit dem HTML-Tag als Wurzel. Alle weiteren Elemente sind darin geschachtelt. Das heißt auch, dass jedes Element seine eigene Spracheinstellung (lang=) haben kann und an seine Kind-Elemente vererbt.

Nachfolgend ein vereinfachtes Beispiel zur Illustration. Die Dokumentensprache ist mit html lang="de" vorgegeben (gelb). Doch im Text wird ein Satz (blockquote) aus dem italienischen Wikipedia-Artikel über den Musiker Gary Moore zitiert (grün). Da das Zitat Teile in Englisch enthält, werden diese gesondert ausgezeichnet (grau). Nach dem Zitat gilt wieder die Dokumentsprache.

Screenshot zeigt den HTML-Code, der oben erläutert wird.

„Gary Moore“ muss laut oben stehender Regel nicht ausgezeichnet werden, da es sich um einen Eigennamen handelt. Und der technische Fachbegriff „Website“ in diesem Beitrag muss auch nicht ausgezeichnet werden. Zudem gehört er zum Internet-Jargon, wie „Browser“ oder „online“ – und dieses „Blog“ befasst sich ja mit dem Internet. Wurde ein Wort in das Duden Universalwörtebuch aufgenommen, ist ein Sprachwechsel ebenfalls nicht notwendig.

Warum ungeliebt?

Und warum ist der Sprachwechsel nun das ungeliebte Kind? Weil er sehr aufwändig einzupflegen ist. Zudem kostet es Zeit zu überlegen, wann es sinnvoll ist, einen Sprachwechsel auszuzeichnen. So könnten wir im Beispiel oben auch argumentieren, dass der Name des Albums als Eigenname nicht ausgezeichnet werden muss.

Und auf die Website hat es optisch keinen Einfluss. Das ist bei Anforderungen an die Barrierefreiheit aber häufiger so. Allerdings lässt sich im vorliegenden Fall mit CSS durchaus etwas machen. (Schöne Idee für einen Folgeartikel.)