In 2023 führte WebAIM zum fünften Mal in Folge eine Zugänglichkeitsbewertung der Homepages für die Top 1.000.000 Websites durch. Die Analyse wurde automatisiert mit der WAVE-Standalone-API durchgeführt. Die Ergebnisse geben einen Einblick in den aktuellen Stand der Barrierefreiheit im Internet.
Dabei fallen 96,1 Prozent aller erkannten Fehler in nur sechs Kategorien. Diese häufigsten Fehler sind in den letzten fünf Jahren immer die gleichen geblieben. Wenn Sie sich also fragen, womit Sie anfangen sollten, dann nehmen Sie sich diese Liste vor:
- Text mit niedrigem Kontrast (83,6 %)
- Fehlender Alternativtext für Bilder (58,2 %)
- Leere Links (50,1%)
- Fehlende Bezeichnungen bei Formularfeldern (45,9 %)
- Leere Schaltflächen (27,5 %)
- Fehlende Dokumentsprache (18,6 %)
Im Vergleich zum Vorjahr hat die sich der Wert für fehlende Dokumentensprache um 3,7 Prozentpunkte verbessert, während sich der Wert für fehlenden Alternativtext um 2,8 Prozentpunkte verschlechterte. Die anderen vier haben sich nur um 0,2 oder 0,3 Prozentpunkte verändert.
Mehr Bilder – wenig Beschreibung
Die WebAim-Stichprobe enthielt über 43 Millionen Bilder – also durchschnittlich 43,4 Bilder pro Homepage. Die Anzahl der Bilder stieg damit im letzten Jahr um über neun Prozent. Bei 22,1 Prozent der eingebundenen Bilder fehlte ein Alternativtext und mehr als die Hälfte der Bilder ohne Alternativtext war verlinkt. Das ist noch ärgerlicher, denn diese „leeren Links“ sind nichts sagend.
Knapp elf Prozent der Bilder mit alternativem Text hatten einen fragwürdigen oder sich wiederholenden Text, wie alt=“Bild“, „Grafik“, „leer“, einen Dateinamen oder einen Alternativtext, der mit dem benachbarten Text identisch war.
Insgesamt weisen also mehr als ein Drittel der Bilder auf beliebten Homepages fehlende, fragwürdige oder sich wiederholende Alternativtexte auf.
Das Highlander-Prinzip
Die Anzahl der (Zwischen-)Überschriften auf den analysierten Homepages stieg um 6,8 Prozent. Das ist gut, denn Überschriften sind ein wichtiger Mechanismus, um mit dem Screenreader durch Inhalte zu navigieren. Allerdings müssen Überschriften dann auch korrekt eingesetzt werden. So gilt bei H1-Überschriften das Highlander-Prinzip: Es kann nur einen geben!
. Doch die Zahl der Homepages mit mehr als einer H1-Überschrift lag um 19,6 Prozent über der von 2022.
Überschriftenebenen sollen auch nicht übersprungen werden. Nach H2 kommt H3, nicht H4. Dennoch gab es so etwas auf 42,2 Prozent der geprüften Seiten. Beim ersten WebAIM-Massentest 2019 lag der Wert noch sechs Prozentpunkte darunter.
Reihenfolge nach Kategorien
Im Abschnitt Site Categories zeigt eine Tabelle für 26 Kategorien die Anzahl geprüfter Homepages, hier gefundener Fehler und die positive oder negative Abweichung vom Durchschnitt.
Die Homepages der Kategorie „Government“ führen das Feld mit -42,9 Prozent an. Kein Wunder, schließlich sind öffentliche Stellen in vielen Ländern der Barrierefreiheit verpflichtet.
Etwas darunter gibt es eine gleichartige Tabelle nach Top-Level-Domains“ – auch hier führt „gov“.
Komplexität nimmt zu
WebAIM konstatiert, dass die Komplexität der Homepages in den letzten zwölf Monaten deutlich zugenommen hat. Die getesteten Homepages hatten über 1 Milliarde Seitenelemente und somit durchschnittlich 1.050 Elementen statt 955 wie im Februar 2022. Das ist ein Anstieg um zehn Prozent. Verglichen mit dem Wert von vor vier Jahren, hat die Komplexität um über 34 Prozent zugenommen.
Es sei vielversprechend, dass die entdeckten Fehler leicht zurückgegangen sind, während die Komplexität der Seiten deutlich zugenommen habe, fasst WebAIM zusammen. Doch es scheine eben auch, dass die Fortschritte bei der Zugänglichkeit stark beschleunigt werden könnten, wenn die Anzahl der Homepage-Elemente nicht so alarmierend ansteigen würde.
Eigene Werte auslesen
Möchten Sie wissen, wie Ihre Homepage abgeschnitten hat, dann können Sie das. Hängen Sie Ihre Domain einfach an diesen Link, so wie ich das mit uni-potsdam.de gemacht habe.
(Dieser Beitrag erschien zuerst im Juli 2022. Er wurde aktualisiert und ergänzt.)